TUTTLINGEN – Der Künstler Georges Rousse kommt nach Tuttlingen. Vom 9. bis 18. Juni gestaltet er die Gepäckhalle des Tuttlinger Bahnhofs zum Kunstwerk "Tuttlingen 2016" um. Eingebunden in diesen kreativen Prozess sind auch Jugendliche der diakonischen Jugendhilfe Mutpol.

Seoul, Las Vegas, Havanna, Tours – das sind die Stationen, die der Künstler allein in diesem Jahr besucht hat. Und jetzt Tuttlingen. Für Georges Rousse ist das bestimmt die ungewöhnlichste Location. Denn normalerweise sind die Städte, in denen er seine Projekte verwirklicht, ein bisschen größer, bekannter und irgendwie angesagter.

Zu verdanken ist dieses Gastspiel Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck. Die Leiterin der Galerie der Stadt Tuttlingen hat gute Kontakte in die internationale Kunstszene. Zusammen mit dem Rotary Club Hohenkarpfen-Tuttlingen hat die Galerie das Projekt angestoßen. Georges Rousse wiederum stiftet den Erlös von "Tuttlingen 2016" für das kreative Sozialprojekt "Cool Arts" hier vor Ort, das sich an jugendliche Zielgruppen wendet.

Der Künstler Georges Rousse inmitten einer Installation.  Foto: Privat

Mit schwarzer Farbe übermalt

Von 9. bis 18. Juni nimmt sich der Franzose der Gepäckhalle im Bahnhof Tuttlingen an. Rousse ist für die visuellen Transformationen ausgedienter Räume bekannt. Diese gestaltet er mittels Zeichnungen, Malerei, Collagen und Skulpturen um. Eine Besonderheit seines Werkes ist, dass der Künstler für die Collagen Zeitungen verwendet, die vor Ort gesammelt werden. Der Gränzbote wird also auch Teil des Projektes. Die Zeitungen werden mit schwarzer Farbe übermalt.

Von einem bestimmten Standpunkt in der Bahnhofshalle aus betrachtet, vereinigen sich sämtliche Elemente zu neuen Formen, die im Raum zu schweben scheinen. Anamorphose sagt man dazu. Diesen speziellen Blickwinkel hält Georges Rousse mit der Kamera fest. So entsteht das Fotokunstwerk "Tuttlingen 2016", das in einer limitierten Auflage von 30 Stück für Kunstsammler hergestellt wird. 15 davon, so sagt Jochen Schweickhardt, Präsident des Rotary Clubs Hohenkarpfen-Tuttlingen, stellt Rousse der Galerie der Stadt und dem Rotary Club zum Verkauf zur Verfügung. Stückpreis: 3000 Euro und vom Künstler handsigniert.

Rund 15 Schüler von Mutpol, darunter auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in einer Wohnung im Bahnhof leben, gehen Georges Rousse beim Umgestalten der Gepäckhalle zur Hand, so Jochen Schweickhardt. Nicht nur neue Erfahrungen nehmen sie dabei mit. Im Mittelpunkt steht der Gedanke, dass die jungen Leute in ihrem Selbstwert gestärkt werden, wenn sie an der Entstehung von etwas Einmaligem beteiligt sind. Zwar können auch Kunstinteressierte in der Gepäckhalle vorbeischauen und die Arbeiten verfolgen. feste Öffnungszeiten seien aber nicht vorgesehen. Und nach Beendigung des Projekts werden die Installationen wieder abgebaut. Sie sind Mittel zum Zweck. Was bleibt, sind die Fotografien.

Honorarkraft engagiert

Mit dem Verkaufserlös der Edition wird das Sozialprojekt "Cool Arts" unterstützt. Damit werden Kunstprojekte für jugendliche Zielgruppen unter der Regie der Jugendkunstschule und in Zusammenarbeit mit der Galerie der Stadt finanziert. "Diese Tagesworkshops wollen wir ausweiten", sagt Schweickhardt. So sollen die Erlöse aus dem Verkauf der Edition von George Rousse in voller Höhe in dieses Programm fließen. Damit wird zunächst auf ein Jahr eine pädagogische Honorarkraft für die Betreuung der Jugendlichen engagiert.