TUTTLINGEN – Das Leben schreibt die tollsten Geschichten. Eine besonders kuriose erlebten die Rietheimer Sigrid und Klaus Schwarz am anderen Ende der Welt. Dort lernten sie zufällig den US-Amerikaner Rudi Walter kennen, für den Tuttlingen kein Fremdwort ist.
Das Ehepaar war gerade mit dem Kreuzfahrtschiff "Celebrity Infinity" in Richtung Kap Horn unterwegs, als es im Aufzug zu Deck vier auf Theresia und Rudi Walter traf. Nichts Besonderes, könnte man meinen, reisefreudige Deutsche sind ja mittlerweile überall anzutreffen. Doch rasch entpuppten sich die beiden US-Amerikaner als gebürtige Süddeutsche. Doch es kommt noch besser: Als Klaus Schwarz daraufhin Tuttlingen erwähnte, klingelte es bei Rudi Walter. Denn hier war der Mann aus Michigan drei Jahre lang als Waisenkind untergebracht.
Leiter Dieter Meyer (links) zeigte den deutschstämmigen Amerikanern (von links) Rudi und Theresia Walter sowie den Rietheimern Klaus und Sigrid Schwarz das Mutpol-Gelände. Foto: Mark Hänsgen
Im Tuttlinger Waisenhaus ist gemeinsam gespeist worden. Die Kinder schliefen früher in großen Sälen und halfen bei der Feld-, Garten- und Hausarbeit. Foto Mutpol
Nach einem kurzem Aufenthalt in einem Stuttgarter Lehrlingsheim, folgte er seiner Mutter, die sich getrennt hatte, Anfang der 60er in die Vereinigten Staaten. Walter: "Ich wollte dem Wehrdienst entgehen."
Er lebte den amerikanischen Traum
Wegen mangelhafter Englisch-Kenntnisse wurde er auch in den USA nur gemustert und nicht eingezogen - damals galt dort die Wehrpflicht. Froh über diese Entscheidung, lebte der Deutsche in der Autostadt Detroit anschließend den amerikanischen Traum.
Mit schwäbischem Fleiß schaffte er teils zwölf Stunden und sieben Tage die Woche in einem deutschen Betrieb, der Haushalts-Geräte wie Töpfe und Staubsauger sowie Prototypen produzierte. Über Freunde lernte er 1966 seine Frau Theresia kennen und lieben, sie kam aus Hammelburg in die Staaten. "Es war ein Blind-Date auf Belle Isle, einer Insel im Detroit River", sagte er. Kurz darauf heirateten sie. 1967 erblickte Robert das Licht der Welt und 1972 Ursula. Im Jahr 1980 wagte Rudi Walter den Schritt in die Selbstständigkeit: Mit Freunden gründete er eine Firma für Formenbau, die heute 25 Mitarbeiter beschäftigt und von seinem Sohn geleitet wird.
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