• Herzlich Willkommen bei Mutpol
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TUTTLINGEN - Er ist das neue Gesicht von Mutpol: Dieter Meyer (49) hat jetzt die alleinige Gesamtleitung der Einrichtung für Jugendhilfe übernommen. Grund genug, mit ihm ein Gespräch zu suchen. Mutpol-Chef plant Zukunft. Angesichts der rückläufigen Geburtenzahlen ist es besonders wichtig, die Bedürfnisse junger Menschen zu erkennen. Das betont der neue Leiter der Jugendhilfeeinrichtung Mutpol, Dieter Meyer.

Herr Meyer, bei der Einführungsveranstaltung zu ihrer Person bezeichneten Sie sich als einen "Jugendhilfemenschen mit Leib und Seele". Was steckt dahinter?
Das heißt, dass ich gerne Bezug zu den Kids habe. Ich möchte sehen, was sie brauchen, um für sich eine Perspektive zu bekommen. Ich möchte dafür eintreten, dass das Wirklichkeit wird. Gerade bei unserer demographischen Entwicklung können wir es uns nicht leisten, Jugendliche abzuhängen. Ich möchte Visionen entwickeln, an die vorher nicht gedacht wurde.

Wie möchten Sie diese Arbeit angehen?
Ich möchte vor allem Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeiter schaffen, damit diese Ziele auch so erreicht werden können. Sie stehen mit den Kids in Kontakt und können mir berichten Ich selbst habe meinen Platz gefunden, den ich mit Leidenschaft ausfülle, daher auch mit "Leib und Seele". Dabei möchte ich individuelle Lösungen anbieten und nicht in Bahnen denken. Gerade bei Familien bin ich auch mal pieksig, wenn ein Rechtsanspruch besteht. Und bei der Durchsetzung von Rechten und Perspektiven für Kinder und Jugendliche bin ich durchaus offensiv.

Gibt es Sachen, die Sie bei Mutpol ändern möchten?
Ich möchte die bisherige Arbeit konstruktiv weiterführen. Es gibt Ideen, an denen ich seit Jahren dran bin. Ich möchte eine stärkere Familienorientierung. Ich möchte Ideen entwickeln, die die ganze Familie mit einbeziehen. Es kann nicht nur darum gehen, das Kind oder den Jugendlichen da raus zu nehmen. Mir schweben Experten vor, die mal eine gewisse Zeit mit den Familien zusammenleben und die Eltern coachen. Das wäre auch in Sachen Kosten sicher attraktiv. Ich möchte, dass Jugendämter auch bei "hoffnungslosen" Fällen, bei denen sich viele scheuen, diese aufzunehmen bei Mutpol anfragen und mit Ihnen eine zweite, dritte oder vierte Chance kreieren.

Und bei den einzelnen Projekten?

Bei den Gruppenkonzepten, also bei den Sechser- und Achterwohngruppen, aber auch bei denen, die in einer Familie untergebracht sind, müssen wir nach anderen Konzepten suchen, die irgendwo dazwischen liegen. Man könnte den Kids zum Beispiel eine Auszeit auf dem Bauernhof ermöglichen. Es gibt aber auch viele Leute weltweit, die solche Projekte betreiben. Man könnte mit den Kids auch mal an solchen Orten gemeinnützige Projekte durchführen, um mit ihnen die Erfahrung zu machen, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die noch ganz andere Nöte haben.

Der finanzielle Druck dürfte aber aufgrund der Wirtschaftskrise auch für Mutpol größer werden …

Ich glaube, dass bei der momentanen gesellschaftlichen Entwicklung die Arbeit im sozialen Bereich und gerade bei der Jugendhilfe nicht weniger wird. Es liegt aber auf der Hand, dass wir uns auf finanziell engere Zeiten einstellen müssen. Aber: Wie will man bei Rechtsansprüchen sparen? Wir müssen daher bei der Jugendhilfe früher ansetzen. Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, in Kinder und Jugendliche zu investieren. Auch volkswirtschaftlich wird sich das rechnen, wenn wir sie nicht zu Hartz IV-Empfängern mutieren lassen. Nächstes Jahr haben wir Verhandlungen mit dem Landkreis. Ich gehe davon aus, dass sie hart aber fair sein werden.

Wie sind Sie eigentlich zu diesem Beruf gekommen? War das familiär vorgezeichnet?

Nein, das kam nicht aus meiner Familie. Das ist eine Leidenschaft, die sich einfach entwickelt hat. Ich habe mal ein Praktikum in der Erwachsenenpsychiatrie in Bad Schussenried absolviert. Das war sehr einprägsam, vor allem, weil damals noch Jugendliche in der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht wurden. Später im Studium habe ich Interviews in Stuttgart geführt, um herauszufinden, was Kinder und Jugendliche, die von Zuhause abgehauen sind, brauchen. Ich hatte keine Angst, auf die Kids zuzugehen, die woanders als schwierig eingestuft wurden.

Wie bleiben Sie denn am Puls der Zeit bei den Jugendlichen?
Mit dem zunehmenden Alter wird die Distanz größer. Was die Kids bewegt ist aber immer dasselbe. Auf der Suche sein, das ist das Thema, das die Jugend spannend macht; Träume spinnen und gucken, wie man diese verwirklichen kann. Zudem habe ich eine zehnjährige Tochter, die mir auch Input gibt.

Haben sich die Jugendlichen eigentlich stark verändert? Gibt es mehr auffällige Heranwachsende als früher?

In der Summe haben sie nicht zugenommen. Was allerdings zugenommen hat, ist die Informationsvielfalt in nicht bekanntem Ausmaß durch Fernsehen und Internet. Auch die Anforderungen an die Jugendlichen sind gestiegen. Wir müssen überlegen, wie Kinder Kinder sein können. Wir müssen die Lust am Wissen unterstützen und Reize setzen, denn Kinder müssen sich selbst entwickeln. So werden sie selbstbewusst und selbstständig.

Was Sie sagen zeugt von einem kreativen Menschen. Ist Dieter Meyer auch privat kreativ?
Für Kreativität ist nicht so viel Zeit übrig. Privat bin ich ein geselliger, sportbegeisterter und sporttreibender Mensch, der leidenschaftlich gerne Doppelkopf spielt.
 

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