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Müll und Dreck: Ist nicht nur unschön, sondern kostet die Stadtverwaltung auch Geld. (Foto: DPA/Gregor Fischer)

Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN – Die Hersteller von Wegwerfartikeln wie Kaffeebechern oder Zigaretten sollen sich in Zukunft noch mehr an den Entsorgungskosten beteiligen. Das hat in der vergangenen Woche die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in Berlin in Aussicht gestellt. Städte und Gemeinden könnten so bei der Entsorgung von Wegwerfartikeln finanziell unterstützt werden. Tuttlingen hat dem Plastik schon lange den Kampf angesagt und setzt dabei auf Gespräche mit der lokalen Wirtschaft.

Zigarettenkippen liegen auf der Straße, Pappbecher neben dem Mülleimer. Das ist das tägliche Geschäft des Tuttlinger Bauhofs, der auch für die Reinigung der Innenstadt zuständig ist. Und jeder Zigarettenstummel auf dem Boden verursacht mehr Arbeit für die Mitarbeiter – und damit auch mehr Kosten für die Stadt. Doch selbst korrekt weggeworfene Pappbecher sorgen in der Masse dafür, dass die städtischen Mülleimer häufiger geleert werden müssen. An diesen Kosten sollen sich bald die Hersteller solcher Artikel beteiligen. Dafür sprach sich auch Franz Untersteller (Grüne), Umweltminister in Baden-Württemberg, aus. Steuergelder in Millionenhöhe müssten jedes Jahr von den Kommunen für die Entsorgung aufgebracht werden, so der Minister.

Wie viel die Entsorgung wirklich kostet, ist schwer zu sagen, heißt es von der Tuttlinger Stadtverwaltung. Denn: Wenn die Straßen gereinigt werden, führe niemand Buch darüber, wie viele Zigarettenstummel zusammengekehrt, oder Pappbecher eingesammelt wurden. Zumindest was die Zigarettenkippen auf der Straße angeht, gibt es eine grobe Schätzung. Die würden zirka zwei Stunden pro Woche an Mehrarbeit verursachen. Die Stadt geht von zusätzlichen Kosten für Personal, Citysauger und Entsorgung in Höhe von mehr als 500 Euro aus – pro Woche. Auf das Jahr gerechnet entspreche das ungefähr den Kosten für eine Stelle.

Deswegen würde es die Stadtverwaltung begrüßen, wenn sich die Hersteller künftig an diesen Kosten beteiligen würden. „Da wären wir die Letzten, die sich dagegen wehren würden“, sagt Stadtsprecher Arno Specht. „Entweder wir lassen die Stadt verdrecken oder wir geben Steuergelder dafür aus, um das wegzuräumen, was andere liegen lassen. Als Kommune wäre es uns aber lieber, das Geld an anderer Stelle auszugeben.“

Doch ob nun finanzielle Zuschüsse oder nicht. Die Stadtverwaltung hat ihren Kampf gegen Müll längst aufgenommen. Vor fast einem Jahr führte die Stadt das Pfandbechersystem Recup ein. Statt eines Kaffee-Pappbechers können Kunden für einen Euro Pfand einen Mehrwegbecher bei mehreren Cafés verlangen. Derzeit werde der Becher in zehn Verkaufsstellen angeboten – fast doppelt so viele wie beim Start. Positiv sei der Mix aus Bäckereien (Backstüble, Nestel, Bäckerei Heinz, Sternenbäck), Gastronomien (Como, Baba´s Kitchen, swt Bar) sowie Freizeitangeboten (TuWass und Freibad) und sozialen Einrichtungen (Mutpol), heißt es aus dem Rathaus.

Ziel sei es aber, weitere Verkaufsstellen zu gewinnen, um schrittweise eine gute Abdeckung im gesamten Stadtgebiet zu realisieren. Der Fokus der Stadtverwaltung liege dabei auf der Innenstadt, denn das Mehrwegbechersystem Recup ist ein Baustein der städtischen Initiative für eine nachhaltige, plastikfreie, saubere und müllfreie Innenstadt.

Weitere Gespräche seien derzeit im Gange: So gebe es etwa Verhandlungen mit der Bäckerei Schneckenburger, die nun aktuell in enger Abstimmung mit dem Unternehmen Recup, die Einführung der Recups in ihren aktuell sieben Filialen in Tuttlingen prüfe. Außerdem gebe es Gespräche mit dem Backhaus Licht sowie der Esso Tankstelle.

Aber es geht nicht nur um Kaffee: Ergänzend werde der Recup aktuell den Eisdielen als Ersatz für die Eisplastikbecker vorgestellt. Das Pasta-Restaurant Al dente prüft laut Stadt zudem gerade die Einführung von „Rebowl“, einer wiederverwendbaren Schüssel von Recup, als Ersatz für die Einwegnudelbecher.

Auch bei den Verhandlungen mit den wohl größten Pappbecher-Verkäufern gibt es Fortschritte. Mit den beiden Franchiseunternehmensketten wurde von der Stadt Kontakt aufgenommen. Einen Gesprächstermin mit McDonalds gebe es schon. Die Restaurantkette testet den Recup bereits in einer Filiale in Augsburg.


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