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Die Bürger für Bürger präsentieren im Rahmen des HGV-Frühlingsfests am morgigen Sonntag wieder an ihrem Stand direkt vor der Bürgerwerkstatt ihre Werkzeugbörse.

Von Peter Wolf


In der Schule des Lebens werden Kindern schulische und soziale Kompetenzen vermittelt.   Foto: Wolf


OBERNDORF – Ab 12 Uhr können interessierte Hobbyhandwerker und Besucher nach dem Motto „wer zuerst kommt, malt zuerst“ auf dem Schuhmarktplatz das eine oder andere Werkzeugschnäppchen machen. Zugleich servieren die Bürger für Bürger selbst gemachten Wildschweingulasch mit Spätzle. Bei schlechtem Wetter wird in der Bürgerwerkstatt bewirtet.

Außerdem stellt sich auch die Oberndorfer Schule des Lebens, für die ein guter Teil des Erlöses der Werkzeugbörse als Spende bestimmt ist, vor. Schüler und Lehrer helfen zudem beim Bewirten.

Wer einmal die Schule des Lebens am Langen Weg besucht, wird dabei schnell erkennen, dass es für die Kinder und Jugendlichen eine echte Schule des Lebens ist. Die vier Lehrkräfte und zwei Sozialpädagogen Eva Bonasera (Leiterin), Fabienne Bantle, Svenja Hertkorn, Katharina Graf, Fabian Weisser und Konstantin Maywald vermitteln 14 Schülern nach einem ganzheitlichen Konzept schulische und soziale Kompetenzen. Sie stellen sich der Herausforderung, Schüler, deren soziales Verhalten innerhalb der Strukturen der Regelschule nicht mehr aufgefangen werden kann, in ihrer sozialen Entwicklung und ihrem schulischen Leistungsvermögen soweit zu stabilisieren, dass sie wieder in die Klasse einer Regelschule integriert beziehungsweise zu einem Schulabschluss geführt werden können.

Derzeit betreuen die Lehrer und Sozialpädagogen drei Kinder in der ersten Klasse, vier Kinder der Klassenstufen zwei bis vier sowie sieben Jugendliche in den Klassenstufen ab fünf. Der Besucher bekommt einen Eindruck von dem, was in dieser besonderen Schule an intensiver und umfassend pädagogischer Arbeit geleistet wird, wenn die „Kleinen“ der Grundschulklassen von ihrem Schulalltag erzählen und dabei stolz ihre gerade gemalten Bilder zeigen. Gestartet wird am Morgen mit einem ersten Unterrichtsblock, wobei die Lerninhalte individuell auf das Leistungsvermögen der Kinder ausgerichtet werden. In der Vesperpause wird auch mit Spielen wieder Kraft für den nächsten Unterrichtsblock getankt.

Nach dem zweiten Unterrichtsblock folgt das Mittagessen. „Ein Lehrer und ein Schüler kochen zusammen das Essen. Das ist keine Kleinigkeit, müssen doch 20 Personen verköstigt werden.“ So erfahren die Kinder, wie sich gesundes Essen schmackhaft zubereiten lässt. „Wir kaufen gemeinsam ein, um zu zeigen, welche Lebensmittel gesund sind und wie preisbewusst eingekauft werden kann.“ Nach der Ruhepause in den verschiedenen Zimmern mit Spielen, Basteln, Malen und anderen sinnvollen Beschäftigungen folgt das Nachmittagsprogramm. „Wir versuchen, egal bei welchem Wetter, nach draußen zu gehen“, bekräftigen Bantle und Bonasera. Montags sei in der Regel der Wald das Ziel. Da würde auch die Matschkleidung angezogen. Einmal im Jahr wird ein Erdbeerfeld aufgesucht. „Dort sammeln wir immer so um die 20 Kilogramm Erdbeeren, aus denen wir Marmelade einkochen.“ Ausflüge gehen auch zum Tiergehege in Waldmössingen, zum Hochseilgarten, sogar an den Bodensee und in den Europapark in Rust, von der Aktion „Frohe Herzen“ gesponsert. Ein absoluter Höhepunkt im Schuljahr ist die dreitägige Skifreizeit auf dem Golm in einer Hütte in Tschagguns (Vorarlberg).

Die Kinder erfahren zudem, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, so zum Beispiel für ihre Pflanzkübel. „Jeder hat dafür seine speziellen Pflanzen ausgesucht, der eine Bohnen, Gurken und Erbsen, der andere Erdbeeren, Sonnenblumen und Kapuzinerkresse, für die er sorgen muss. Das macht aber allen eine Riesenfreude, zu beobachten, wie etwas wächst.“ Außerdem geht es in der Schule des Lebens wie in einem ganz normalen Haushalt zu. Da muss regelmäßig geputzt werden. „Freitags ist unser Großputztag. Wir haben hier keine Putzkräfte, wir machen alles zusammen.“

Wenn der Schultag zu Ende geht, wird in einer Abschlussrunde besprochen, was gut war und was noch besser werden muss. Sind die Schüler ab 16.30 Uhr aus dem Haus, atmen die Lehrer erst einmal durch. Sie haben einmal mehr einen anstrengenden, nervenaufreibenden, aber auch erfüllenden Tag hinter sich.



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