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Interview: "Es ist wichtig, das ernst zu nehmen, was die Schüler beschäftigt"

Schulsozialarbeiter Julien Jurado blickt auf seine Zeit in Emmingen-Liptingen an der Grundschule und an Witthohschule zurück


EMMINGEN-LIPTINGEN – Seit Februar 2015 ist Julien Jurado als Schulsozialarbeiter sowohl an der Grund- als auch an der Witthohschule in Emmingen-Liptingen tätig. Am Donnerstag hat er seinen letzten Tag. Aus privaten Gründen wird er die Schulen verlassen. Unsere Redakteurin Linda Seiss lässt in einem Interview mit ihm die Zeit Revue passieren.

Was hat zu Ihren Aufgaben gehört und welche davon lagen Ihnen besonders am Herzen?

Die Arbeit besteht aus verschiedenen Komponenten. Zum einen zählen die Beratung und Einzelfallhilfe zu den Aufgaben. Eine weitere Komponente ist die sozialpädagogische Gruppenarbeit – also die Arbeit in den Klassen. Dazu zählt unter anderem das soziale Miteinander oder Streitschlichten. Aber auch Themen wie Mobbing werden besprochen. Ein weiterer Punkt ist die Elternarbeit. Da ich durch meinen Träger Mutpol von außerhalb auf das Schulleben schaue, gehört auch die Vernetzung mit Lehrern, Eltern, oder wenn es nötig ist, auch Ämtern dazu.

Besonders wichtig war mir die Einzelfallhilfe. Die Kinder und Jugendlichen konnten mit dem, was sie beschäftigt hat, zu mir kommen. Denn es gibt auch Themen, die sie im Klassenverband beispielsweise nicht ansprechen wollen. Und es ist wichtig, das ernst zu nehmen, was die Schüler beschäftigt. Es gibt vieles, das wir als Erwachsene nicht auf dem Schirm haben, aber die Kinder und Jugendlichen belastet. Und bei der Einzelfallhilfe konnte ich auf jeden eingehen.

Mit welchen Anliegen sind die Schüler zu Ihnen gekommen? Können Sie vielleicht ein konkretes Beispiel schildern?

Weil es sich um sensible Themen handelt, kann ich kein Beispiel aufgreifen. Aber grob gesagt sind oft persönliche Probleme wie Konflikte Zuhause oder mit Mitschülern der Auslöser, weshalb die Kinder und Jugendlichen zu mir gekommen sind.

Inwieweit hat sich das Schulleben durch Sie verändert? Sie haben bereits das Thema Mobbing angesprochen. Hat sich dabei etwas getan?

Das Thema Mobbing war an den Schulen in Emmingen-Liptingen nur präventiv. Dort herrscht ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis, das vieles auffängt. Aber da ich schon immer einiges zu tun hatte, gehe ich davon aus, dass die Stelle den Schülern etwas gebracht hat. Zumal die Kontaktaufnahme in der Regel freiwillig von den Kindern und Jugendlichen kam, und sie nicht von den Lehrern geschickt wurden. Von daher bin ich froh, Anlaufstelle für sie gewesen zu sein.

Wie hat Ihnen die Zeit in Emmingen-Liptingen gefallen – und was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

Die knappen vier Jahre, die ich hier war, haben mir sehr gut gefallen. Es gab immer einen sehr wertschätzenden Umgang miteinander, sowohl von den Lehrern, Schulleitungen, als auch von den Kindern und Jugendlichen. Dadurch war es ein sehr angenehmes Arbeiten. Puh, was mir in Erinnerung bleiben wird? Die ganze Stelle an sich war für mich eigentlich ideal, also das Komplettpaket.

Die Frage, die sich dann stellt, ist: Warum verlassen Sie Emmingen-Liptingen dann?

Das hat private Gründe. Wir ziehen um, und zum Pendeln ist es dann schwierig.

Bleiben Sie in der Schulsozialarbeit oder widmen Sie sich einer anderen Tätigkeit?

Ich gehe in eine ganz andere Richtung – in die Behindertenhilfe. Das hat mich schon während meines Studiums begleitet. Und ich habe auch mit Menschen mit Behinderung zusammen gelebt. In dem Fall habe ich die Chance für einen Wechsel ergriffen.

Auf was kann sich Ihr Nachfolger freuen, wenn es denn einen gibt?

Auf ein sehr angenehmes Arbeitsumfeld. Das ist dort, wie ich im Austausch mit Kollegen erfahren habe, ein Glücksfall. Man wird gut eingebunden und als Zusatzhilfe – Schulsozialarbeiter kommen immer von außen – gesehen und auch so in Anspruch genommen. Insgesamt ist es auch von den Problematiken her eine interessante Tätigkeit.

Über Julien Jurado

Julien Jurado ist 30 Jahre alt, hat soziale Arbeit in Freiburg studiert und hat sich, da er aus Donaueschingen kommt hier in der Region nach Stellen umgeschaut. Bei Mutpol (Diakonische Jugendhilfe Tuttlingen) hat er dann die Stellenausschreibung als Schulsozialarbeiter gesehen. Nachdem er sich die Grundschule in Liptingen und die Witthohschule in Emmingen angeschaut hat, war er überzeugt und ist so in Emmingen-Liptingen gelandet.


Weiterführender Presseartikel zur Schulsozialarbeit in Emmingen-Liptingen vom 22.11.2018


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