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TUTTLINGEN – Stand heute leben 52 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) im Landkreis Tuttlingen. Bis Ende des Jahres werden mindestens weitere 41 zugewiesen, macht zusammen 93. "Wir haben momentan noch keine Plätze für diese Kinder und Jugendlichen", so Christina Martin, Leiterin des Amtes für Familie, Kinder und Jugend im Landratsamt.

Die Herausforderungen gehen weiter: Für 2016 sind weitere 93 UMA angekündigt. Das ergibt zum 31. Dezember 2016 die Zahl von 186 Kindern und Jugendlichen, die untergebracht werden müssen.

Allerdings sei es schwierig, überhaupt zu planen. Die Zahlen der Zuweisungen durch das Land änderten sich täglich. Und sie gehen in der Regel nach oben. "Wir stehen hier vor großen Herausforderungen", sagte Martin in der Sitzung des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend des Kreistags am Dienstag.

Zusammen mit Mutpol, der diakonischen Jugendhilfe Tuttlingen, hat das Landratsamt eine Clearingstelle eröffnet. Sie ist für unbegleitete Kinder und Jugendliche gedacht, die abseits der Zuweisungsquote durch das Land auf eigene Faust in den Kreis Tuttlingen kommen, in der Regel ohne Papiere. Sie können diese Klärungsstelle maximal drei Monate durchlaufen. Abgefragt wird, ob der Jugendliche im Landkreis bleiben will, ob es Verwandte gibt, und wo er weiterhin untergebracht werden soll: in einer Gastfamilie, einer stationären Wohngruppe, betreutem Jugendwohnen oder Einzelwohnen mit ambulanter Betreuung.

Laut Christina Martin befanden sich zum 30. September 26 UMA im Clearingverfahren und im Status der Inobhutnahme (Minderjährige müssen entsprechend der Vorgaben des Sozialgesetzbuches in Obhut genommen werden). 16 UMA sind bereits im Anschlussverfahren, die Mehrzahl davon lebt in der Jugendhilfeeinrichtung Mutpol. Zudem sind fünf minderjährige Flüchtlinge im Alter von elf und 17 Jahren in Gastfamilien untergebracht, darunter zwei Mädchen.

Der Aufruf des Landratsamtes, sich als Gast- oder Pflegefamilien für die unbegleiteten Flüchtlingskinder zu melden, hat laut Landrat Stefan Bär enorme Resonanz gebracht. Und auch das Unverständnis vieler Familien, warum sie noch kein Kind zugewiesen bekommen hätten, es sei ja Druck im Kessel. "So einfach ist das Geschäft nicht", sagte Bär. Hier handle es sich um Schutzbefohlene, da will das Amt genau hinschauen. "Es braucht eine gewisse Prüfung."

Die Familien, die das Qualifikationsverfahren durchlaufen haben, erhalten eine Art Crashkurs, verteilt auf zwei Abende. "Dann sind sie zur Vermittlung freigegeben", so Christina Martin. Sie verteidigte das behutsame Vorgehen ihrer Behörde. "Wir wissen nicht, was diese Kinder alles erlebt haben." Man schaue deshalb genau, ob ein Zusammenleben mit einer Familie passen und funktionieren kann.

Das Landratsamt richtet einen runden Tisch zum Thema UMA ein, kommende Woche findet eine Zusammenkunft statt. Wer sich berufen fühle, mitzuhelfen, sei eingeladen, sagte Sozialdezernent Bernd Mager an die Adresse der Ausschussmitglieder. Kreative Lösungen sind gefragt, abseits von Schubladendenken. So ist man auch mit der Lebenshilfe in Kontakt, auf der Suche nach Wohnheimplätzen.

Kreisrat Bernhard Schnee (CDU) ist es wichtig, dass die traumatisierten Jugendlichen aufgefangen und betreut werden. "Darauf sollte man den Fokus setzen", auch mit Blick auf die Zukunft. "Was man jetzt investiert, spart man später bei Hilfeleistungen ein."

Zur Bewältigung der Herausforderungen sucht das Landratsamt händeringend weitere Mitarbeiter. Rund zehn Stellen müssten besetzt werden. "Das geht uns alle an, das ist nicht das Problem von Mutpol", so Bernd Mager. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald plant für den gesamten Asylbereich übrigens 150 zusätzliche Stellen.

Kosten übernimmt das Land

Die Finanzierungs- und Betreuungskosten für die unbegleiteten Minderjährigen werden vom Land übernommen. Durchschnittlich entstehen für jeden UMA Kosten von rund 7000 Euro im Monat. Dennoch geht das Landratsamt davon aus, dass es fallbezogen immer wieder Fehlbeträge geben wird, die den Landkreis belasten werden. Auch vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Tarifsteigerung rechnet das Amt für Familie, Kinder und Jugend im Jugendhilfehaushalt 2016 mit einer Ausgabensteigerung von rund drei Prozent und einem Zuschussbedarf von 9,42 Millionen Euro.

Sonderabsprache mit Regierungspräsidium

Von den 48 UMA, die vor zwei Wochen in der Bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in Immendingen angekommen sind, waren bis 29. Oktober 25 überprüft und registriert. Acht sind unter 15 Jahre alt, sie wurden in der Jugendhilfeeinrichtung Mutpol in Obhut genommen. Die übrigen UMA konnten im Rahmen einer Sonderabsprache mit dem Regierungspräsidium in der BEA bleiben, bis die Verteilung in andere Landkreise erfolgt, da in Tuttlingen keine Unterbringung für eine solche Zahl verfügbar war. Bei 23 UMA stand das Erstgespräch zur Registrierung noch aus.


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