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WEHINGEN –
Die "Schule des Lebens" in Wehingen ist in den ehemaligen Kindergarten umgezogen.


Küchendienst gehört jeden Tag dazu. Genau wie putzen, lernen, spielen. Foto: Gisela Spreng

Nächste Woche hat Artur Zahnpasta-Dienst – immer nach dem gemeinsamen Essen sorgt er dafür, dass jeder Zahnpasta bekommt. Can ist fürs Klassenzimmer 1 zuständig und René sorgt für die Sauberkeit im Esszimmer. Auch die anderen Kinder haben Pflichten. Manche Familie würde sich eine solche Aufteilung wünschen. Die sieben Kinder zwischen 8 und 16 Jahren lernen – leben. Die "Schule des Lebens" in Wehingen ist umgezogen. Alle sind überglücklich über die neuen Räume.

Das Häuslein in der Wehinger Hauptstraße war alt und baufällig – nicht wirklich eine schöne Umgebung für Kinder. Jetzt haben die Schüler samt ihren beiden Lehrerinnen und der Sozialpädagogin die Räume im ehemaligen Kindergarten bezogen: dreimal so groß, freundlich, hell, mit Garten zum Spielen und Toben. Sofort habe man die optimale Umgebung am Verhalten der Kinder gemerkt, berichten Franziska Gronwald aus Meßkirch und Inge Moshashai aus Deilingen. Dritte ist die Sozialpädagogin Eva Reiner.

"Schule für Erziehungshilfe" lautet die amtliche Bezeichnung für eine solche Einrichtung. Doch der Mutpol-Name "Schule des Lebens" treffe es viel mehr, meinen die beiden Lehrerinnen. Denn genau das tun die Kinder: Leben lernen. Sie pauken Mathe, Deutsch, Englisch, Geografie wie in einer Regelschule.


Regeln einhalten

Aber sie lernen noch viel mehr: Pflichten erledigen, Regeln einhalten, kochen, putzen, aufräumen, einkaufen, mit Wörtern statt mit Fäusten umgehen, sich nicht im Schneckenhaus verkriechen. Wer es besonders gut macht – zum Beispiel Streit schlichtet, etwas freiwillig zusätzlich für die Gemeinschaft erledigt oder mehr lernt als erwartet –, der verdient sich ein Sternchen. Die werden gesammelt und dann gibt es für das Kind oder für die ganze Gruppe tolle Belohnungen. Für einen Ausflug an den Flughafen müssen alle kräftig Sterne sammeln: 50, dann geht’s los.

Artur, Jannis und Aliya sind Feuer und Flamme, begrüßen den Gast freundlich, stellen sich vor und können es kaum erwarten, alles zu zeigen: die Küche, die Klassenzimmer, die Spielecke, die selbst gebastelte Lego-Frau, die Hefte und natürlich den Garten, den sie besonders lieben. In einem Klassenzimmer für die beiden Großen ist die Wand mit Präsentationen tapeziert: Formeln, Grafiken, Vokabeln, selbst erstellten Plakaten. Alle Achtung! Das Niveau erklärt sich leicht. René bereitet sich auf den Werkrealschulabschluss vor.

Natürlich sind die Kinder nicht umsonst vom Schulamt in die Schule des Lebens gegeben worden. Viele hätten Probleme in großen Gruppen, Aufmerksamkeitsdefizite, könnten Aggressionen oder Rückzug nicht selbst steuern. Manche Eltern hätten selbst nicht die Fähigkeiten, dies aufzufangen, hätten selbst enge Verhaltens-Grenzen. "Jeder hat seine Geschichte", sagt Inge Moshashai. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist sehr wichtig.

 
"Sie meint es gut mit uns"

Doch die Entwicklungen seien seh- und fühlbar, berichten die Lehrerinnen, sich angemessen zu bewegen, zu verhalten, sich und andere auch emotional richtig zu erfassen – all das lernen die Kinder in der Schule des Lebens. Teils mit großem Erfolg. Stolz berichtet Moshashai von einem Besuch bei Daimler, bei dem sie sich für allzu lebhafte Kinder ein wenig entschuldigte. Der Mann, der sie führte sagte zu ihr nur: "Sie verhalten sich doch prima. Sie sollten mal sehen, wie sich manche Gymnasiasten benehmen!"

Der Schlüssel liegt im Geheimnis der Pädagogik: Man muss die Kinder annehmen, wertschätzen, sie mögen – und dann nehmen sie auch Regeln an, die sie zunächst nicht verstehen mögen. "Sie haben sehr feine Antennen und merken: "Sie meint es gut mit uns", sagt Inge Moshashai. Der enge Rahmen hier in der Schule des Lebens tut den Kindern gut".

 
Tag der offenen Tür

Am Freitag, 24. Januar, werden die Räume in der Steinstraße 8 in Wehingen offiziell übergeben. Ab 15 Uhr kann jeder, der sich interessiert, beim Tag der offenen Tür vorbeischauen. Die Räume sind an diesem Tag bis 18 Uhr zu besichtigen.


Weitere Informationen zur Außenstelle in Wehingen

 

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