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In den Kursen des Stärke-Projekts sollte die Erziehungskompetenz der Eltern gestärkt werden. Das Angebot ist aber nicht mehr für alle Paare kostenlos zugänglich. Diese Neuregelung des Landes wird vom Landkreis Tuttlingen kritisiert.  Foto: Rainer Holz/DPA


TUTTLINGEN – Das Landesprogramm Stärke hat seine Schwächen. Das hat die Verwaltung des Landkreises Tuttlingen in der Sitzung des Ausschusses für Familie, Jugend und Kinder betont. Seit der Neuregelung in den Jahren 2010 und 2014 haben nicht mehr alle, sondern nur noch "bedürftige" Familien kostenlosen Zugang zu den Kursen, die die elterliche Erziehungskompetenz stärken soll.

"Wir wollen zurück zur alten Regelung. Die hatte sich bewährt", sagt Sozialdezernent Bernd Mager, der deswegen mit dem Sozialministerium in Stuttgart in Verbindung steht. Der Hintergrund ist, dass das Land das Stärke-Programm evaluiert und kritisiert hatte, dass der Landkreis Tuttlingen mehr als 12.000 Euro der bereitgestellten Mittel nicht abgerufen hatte. Dies, erklärt die Verwaltung des Kreises, liege vor allem an dem veränderten Zugang zu dem Bildungsangebot.

Neuregelung erzeugt Hemmschwelle bei "Bedürftigen"

"Die Kurse werden nicht mehr angenommen", sagt Mager. Zwar können "bedürftige" Eltern vor dem Beginn des Kurses einen Antrag stellen und erhalten die Gebühren später zurück. Die Praxis habe aber gezeigt, dass es eine "Hemmschwelle" gebe, so Landrat Stefan Bär. Die Neuregelung führe dazu, heißt es in der Ausschussvorlage, dass gerade die Zielgruppe, für die ein Erziehungskurs am gewinnbringendsten wäre, nicht mehr in ausreichendem Maß erreicht wird. Und wer nicht bedürftig sei, fühle sich womöglich auch nicht berufen, solch einen Kurs zu besuchen, meinte Bernhard Schnee (CDU). "Das ist vom Land schlecht gemacht und eine unbefriedigende Situation", sagte er. Schließlich habe man nach dem Beginn des Programms "große Hoffnungen in das Projekt gesetzt".

Über 500 Familien hätten das kostenlose Stärke-Angebot in den ersten Jahren freiwillig angenommen, berichtete Mager. Nun droht das Vorhaben, die Eltern auf die Erziehung vorzubereiten oder zu unterstützen, vollends in die Knie zu gehen. "Viele Bildungsträger haben sich verabschiedet", sagt der Sozialdezernent. Zum einen, weil die Bedürftigkeit abgefragt werden muss. Zum anderen, weil die Bürokratie stark zugenommen habe. "Die Elternbildungsträger im Landkreis Tuttlingen waren letztlich nur bereit, entsprechende Kurse anzubieten, wenn diese weiterhin kostenfrei für alle Eltern sind", heißt es in der Vorlage der Kreisverwaltung.

Der Landkreis versucht die Kurse aufrecht zu erhalten, in dem er eigene Mittel bereitstellt. Im Kreisgeburtenpass liegt ein Bildungsgutschein über 20 Euro bei, der bei den Elternbildungsträgern unbürokratisch eingereicht werden kann. Allerdings bezahlt der Landkreis das Geld und kann nicht auf Fördermittel aus dem Stärke-Projekt zurückgreifen. Seit Januar 2016 wurden 4.100 Euro mit dem Kreis abgerechnet.

In diesem Punkt erhofft sich die Kreisverwaltung ebenso eine Veränderung wie bei der Förderung "Offener Treffs". Für diese Angebote, die vor allem für Kinder im ersten Lebensjahr geschaffen sind, können nur 14 Prozent der Zuwendungssumme aus den Stärke-Mitteln genommen werden. Diese Deckelung führe dazu, dass jeder weitere "Offene Treff" die Fördergelder für nachfolgende Anbieter reduziere. Bisher gibt es im Landkreis Tuttlingen drei "Offene Treffs" von Kinderschutzbund Tuttlingen, Mutpol und des Regine-Johlberg-Kindergartens in Trossingen, die auch gut angenommen würden. Das Angebot müsste aus Sicht der Landkreis-Verwaltung auch erweitert werden. Das Land wecke durch die Deckelung Begehrlichkeiten, die die Landkreise finanzieren müssten, kritisiert die Tuttlinger Verwaltung.

Man sei nicht übertrieben euphorisch, dass sich etwas ändere. "Aber steter Tropfen höhlt den Stein", sagte Bär und erhielt die Unterstützung des Ausschusses.
 

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