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EMMINGEN-LIPTINGEN – Ein paar Schritte zurück, letzte prüfende Blicke, dann strahlen neun Jugendliche samt Jugendreferentin Katrin Traichel zufrieden. Nach sechs Stunden Arbeit ist an einer bisher weißen Wand im Jugendhaus Emmingen am Samstag ein farbenfrohes Graffiti-Kunstwerk entstanden - ganz legal, in einem Workshop mit dem Tuttlinger Graffiti-Künstler Kemal Kirik.

Im Mai wurde das Emminger Jugendhaus wieder eröffnet, jetzt haben die Jugendlichen die Chance bekommen, einen Raum selber zu gestalten.

Doch vor dem Griff zur Spraydose stand als Vorübung das Zeichnen eines eigenen Entwurfs mit Bleistift auf Papier an. "Der Anfang ist gar nicht so leicht", fanden die meisten, doch gleich danach saßen alle tief ins Zeichnen versunken über ihren Blättern. Nebenbei vermittelte Workshop-Leiter Kemal Kirik – selber seit dem 15. Lebensjahr in Sachen Graffiti unterwegs – Grundlegendes zu Schattierungen und dreidimensionaler Wirkung: "Fluchtpunkte und Perspektive habe ich in der Schule nie kapiert, aber jetzt kann ich's!"

Die neun Jugendlichen einigten sich auf einen Schriftzug als Motiv für die große Wand neben der Bar: "Jugend an der Macht". Jeder sollte zwei Buchstaben dazu beitragen. Beim Übertragen der Entwurfsskizzen war Kemals Übersicht und Routine gefragt, denn direkt vor der Wand verliert sich das Gefühl für Proportionen ganz schnell. Mit seiner Hilfe entstanden Buchstabenkonturen in einheitlichen Größenverhältnissen und gleichmäßiger Flächenaufteilung.

Beim Ausfüllen der Konturen konnten dann alle so richtig loslegen. Sprühdosen standen in einer riesigen Farbpalette zur Auswahl. "Wenn es runtertropft, bist Du zu nah an der Wand", erklärte Kemal. "Und wenn Du zu weit entfernt stehst, deckt die Farbe nicht sondern schlägt sich wie Nebel nieder!" Mit genau diesem Effekt werden aber auch gezielt sanfte Übergänge von einer zur anderen Farbe gestaltet. Schnell oder langsam geführte Dosen hinterlassen unterschiedliche Strichstärken – genauso wie die verschiedenen "Caps" (Sprühdüsen). "Fat Caps" ergeben breite, "Skinny Caps" schmale Linien. "Die Dose nur drücken, wenn Du sie bewegst – und beweg nicht nur die Hand sondern den ganzen Körper mit", riet Kemal weiter.

Es wird farbenfroh im Jugendhaus Emmingen: Kemal Kirik (rechts) hilft beim Übertragen der Formen an die Wand.  Foto: Kornelia Hörburger


Jeder Buchstabe verrät den Style seines Sprayers

Mit Feuereifer versuchten sich alle an den verschiedensten Techniken - und am Ende verriet jedes Buchstabenpaar den Style seines Sprayers: hier bunte Streifen, klar gegeneinander abgesetzt, daneben Lettern mit zart ineinander verlaufenden Regenbogenfarben oder mit lauter hellblauen Wölkchen. Einheitliche Konturen, "Outlines" genannt, und Perspektiv-Blöcke, die Schlagschatten in 3D bilden, hielten am Ende die unterschiedlichen Buchstaben zusammen, "Bubbles", bunte Kreise mit Lichtreflexen, füllten noch verbliebene weiße Flächen.

In die Begeisterung der Jugendlichen hinein mahnte Kemal allerdings: "Illegales Sprayen wird richtig teuer, also bitte übt weiter nur auf legalen Flächen nach entsprechender Absprache."

Der Farbverbrauch war beachtlich – doch die Jugendstiftung Baden-Württemberg hat den Workshop über das Projekt "Kultur macht Laune" finanziert. Katrin Traichel war für die Organisation zuständig. Sie hatte im April im Auftrag von Mutpol die länger nicht besetzte Stelle der Jugendreferentin für Emmingen und Liptingen angetreten. Dass sie gut in der Doppelgemeinde angekommen ist, glaubt man ihr angesichts der freundlichen Workshop-Truppe sofort. Traichel möchte den Jugendlichen im Jugendhaus einen Rückzugsort bieten und sie dabei unterstützen, sich selber zu organisieren. Da ist der neue Graffiti-Schriftzug an der Wand nicht nur Kunst sondern Programm: "Jugend an der Macht".


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